Der Bass ist Boss, Teil 3
In der Begleitung liegt wesentlich mehr als die meisten Hobbymusikanten vielleicht vermuten würden. Auf der Steirischen Harmonika ist das Begleitung-Spielen mit der linken Hand nicht allzu schwierig. Durch die von der Griffschrift genau vorgegebene harmonische Zuteilung der zu verwendenden Bassknöpfe (Tonarten) und der Verwendung von Ring- Mittel- und Zeigefinger, unter Beachtung des richtigen Wechselbassspiels, ergibt sich ein Begleitmuster bzw. Bewegungsmuster, welches logisch, einfach und so auch für spätberufene und nicht so talentierte Menschen schnell begreifbar ist. Das ist auch einer der Gründe, weshalb die Harmonika bei Alt und Jung so beliebt ist. Und weil es so einfach ist, wird die Begleitung in relativ kurzer Zeit bereits zur Routine. Wir alle kennen aber das Phänomen, dass wenn etwas zur Routine wird, dem dann oft zu wenig oder keine Beachtung mehr geschenkt wird. Denke man hier nur an andere tägliche Bewegungsabläufe wie z.B. das Zähneputzen, Autofahren, usw. Wir machen es zwar, aber achten nicht mehr darauf wie wir es machen.
Auf der Harmonika ist es genau dasselbe. Da die Begleitung schematisch ja meistens gleich bleibt, konzentriert man sich hauptsächlich auf die Melodie. Die Folge daraus ist, dass sich die Begleitung im Laufe der Jahre bis auf die Treffersicherheit eigentlich nicht wesentlich weiterentwickelt. Oft ist sogar zu beobachten, dass die Begleitung an Exaktheit verliert. Und genau das ist auch der Grund für diesen Workshop. Mir als Lehrer ist es einfach sehr wichtig, immer wieder auf diese Problematik der zur Routine gewordenen Begleitung hinzuweisen. Ich möchte dich daher ermuntern, dass du bei jedem Stück, egal ob du es gerade einlernst oder bereits in deinem Repertoire hast, der linken Hand dieselbe Aufmerksamkeit schenkst wie der rechten Hand.
Wiederholung vom 2. Teil des Workshops
Wie gut bist du mit den Koordinationsübungen des letzten Workshops zurechtgekommen? Waren die Übungen für dich neu und ungewohnt oder machst du ähnliche Übungen öfters? Wenn sie schon Wirkung zeigen, dann bleibe weiter dran und variiere die Übungen mit verschiedenen Artikulationen (kurz, breit, gebunden), im Tempo und auch in der Dynamik (Lautstärke). Gerade das bewusste Ändern der Lautstärke erhöht den Schwierigkeitsgrad dieser Koordinationsübungen noch einmal. Sei auch kreativ und erfinde rhythmische Abwandlungen, z.B. mit punktierten Notenwerten. Sollten die Übungen noch keine Wirkung zeigen, dann bleibe weiter dran.
In diesem dritten Teil des Workshops zur Begleitung möchte ich dir weitere Bassläufe und Bassdurchgänge vorstellen und anhand von Ausschnitten aus Harmonikastückln auch zeigen wo und wie man sie einsetzen kann. Ich möchte gleich darauf hinweisen, dass die nachfolgenden Beispiele als Übungen zu sehen sind, wo die Bassläufe in kompakter Form vorkommen. Es sollen hier mehr die Möglichkeiten der Bassläufe zum Tragen kommen als der tatsächliche Einsatz in einem Musikstück.
Für die nachfolgenden Übungen ist eine 4-reihige Harmonika mit Moll-System (auf Zug) Voraussetzung.
Übe-Hinweis:
Achte auf die korrekte Handstellung, bevor du mit der Übung beginnst. Du solltest alle Tasten möglichst ohne Verrutschen des Handgelenks erreichen.
Spiele die Basslaufübung sowohl breit als auch kurz.
Achte darauf, dass du immer mit dem Mittelfinger den Akkord drückst.
Spiele diese Übung mit kurzer Begleitung und ruhiger Balgführung.
Lerne Schlussfolgen am besten gleich auswendig.
Man kann sie immer wieder bei einer Vielzahl von Stücken in derselben Form oder abgewandelt verwenden.
Diese Flexibilität und Kreativität zeichnet nicht nur einen guten Harmonikaspieler aus, sondern ist
in der Volksmusik absolut üblich und erwünscht.
Vorübung zur Walzer-Weise
Spiele die Begleitung kurz. Lediglich im 2. Takt sind die Basstöne breit zu spielen. Das zeigt der Legato-Bogen an.
Die Stoariegler Polka gehört sicherlich zum Standardrepertoire eines jeden Harmonikaspielers. Wie in der überlieferten Volksmusik üblich, gibt es viele verschiedene Varianten und Versionen davon, wobei sich der erste Teil zumindest von der Melodie her meistens nicht unterscheidet. Auch in diesem Beispiel ist die Melodie unverändert. Lediglich im Bass sind verschiedene Bassdurchgänge eingearbeitet.
Das sind nur zwei Möglichkeiten wie man eine herkömmliche Polka durch Bassdurchgänge bereichern kann.
Übe-Hinweis:
Du kannst dich entweder für eine Version entscheiden, oder sogar bei der Wiederholung mit der anderen Variante abwechseln. Spiele zuerst nur die Begleitung und füge erst dann die Melodie im langsamen Tempo hinzu. Wenn du bisher vielleicht nur eine „normale“ Wechselbassbegleitung gespielt hast, stellen diese Durchgänge eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar.
Mit Geduld und Ausdauer schaffst du das bestimmt.
Das ist das beste Gehirnjogging :)
Mit Bassdurchgängen lassen sich auch sehr gut Harmoniewechsel verbinden. Auf dem Kontrabass, der Tuba usw. ist das absolut üblich und unterstützt die Melodie- und Harmonieführung. Im Zusammenspiel mit diesen Instrumenten sollte sich die Harmonika mit Tonleiterdurchgängen eher zurückhalten. Beim solistischen Spiel jedoch werten diese harmonischen Bassläufe ein Stück erheblich auf.
Literaturhinweise
Ich empfehle Bassdurchgänge zuerst bei einfachen Stücken einzubauen.
Geeignete Spielhefte sind:
Viel Spaß beim Üben und Trainieren!