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"Moll ist Toll" auf der Steirischen Harmonika

Grundlagen und erste Übungen

Über den Einbau und die Verwendung des Moll-System auf der Steirischen Harmonika gab und gibt es die verschiedensten Meinungen. Für mich stellt das Moll-System (Moll-Akkorde auf Zug) jedenfalls eine große musikalische Bereicherung dar. Egal ob in der Volksmusik oder in der Unterhaltungsmusik – überall sind Moll-Tonarten oder Moll-Akkorde zu finden.
In unseren Breiten wird im Allgemeinen Dur als die fröhliche Tonart bezeichnet, die sich bei lustigen Liedern und flotten Polkas oder Boarische wieder findet. Bei einfachen Liedern und Stückln benötigst du auf der Steirischen Harmonika nur ganz wenige Tasten, weil der einfache Durwechsel von DUR (Tonika) nach SEPTIM (Dominante) nur durch das Drücken oder Ziehen des Balges automatisch erklingt.

Was bedeutet “Moll”?

Mit “Moll” bezeichnet man in der Musik ein Tongeschlecht. Das wohl bekanntere Tongeschlecht, von welchem jeder irgendwann einmal in der Schule gehört hat, ist vermutlich “Dur”. “Dur” und “Moll” kann sich auf eine Tonleiter und Akkorde beziehen, dabei ist ein deutlicher Unterschied im Klang hörbar.
Der konkrete Klangunterschied von “Dur-” und “Moll-Tonleiter” resultiert aus der unterschiedlichen Anordnung von Halb- und Ganztonschritten. In der “Dur-Tonleiter” befinden sind die Halbtonschritte zwischen dem 3./4. und dem 7./8. Ton der Tonleiter.
Bei der Moll-Tonleiter (äolisch) zwischen dem 2./3. und dem 5./6. Ton. Bei einem Dreiklang-Akkord liegt der Unterschied zwischen “Dur” und “Moll” an der Terz. D.h. ausgehend vom Grundton bildet der zweite Ton eines Akkords das Intervall einer Terz. Bei “Dur” eine große Terz, bei “Moll” eine kleine Terz.

Dur-Tonleiter und Dur-Dreiklang

Moll-Tonleiter und Moll-Dreiklang

Bei der Molltonleiter unterscheiden wir drei Arten:
Äolische (natürliche) Moll-Tonleiter
Die Halbtonschritte liegen hier zwischen dem 2. und 3. Ton und dem 5. und 6. Ton.

Harmonische Moll-Tonleiter

Die 7. Stufe wird hier gegenüber der natürlichen Moll-Tonleiter um einen Halbton erhöht. Somit befinden sich hier Halbtonschritte zwischen dem 2. und 3. Ton und dem 5. und 6. Ton und dem 7. und 8. Ton. Dadurch ergibt sich wieder die Leittonwirkung der 7. Stufe, wie du sie von der Dur-Tonleiter her kennst. Der Dreiklang bleibt gleich.

Melodische Tonleiter

Ein wichtiges Merkmal der melodischen Moll-Tonleiter ist, dass sie beim Aufwärts- und Abwärtsspielen eine unterschiedliche Abfolge von Ganz- und Halbtonschritten hat. Beim Aufwärtsspielen werden die 6. Stufe und die 7. Stufe erhöht. Dadurch klingt der “obere” Teil der Tonleiter wie bei einer Dur-Tonleiter. Beim Abwärtsspielen werden dann der 7. und 6. Ton wieder “erniedrigt”. Sie hat dann dieselben Töne wie die äolische (natürliche) Moll-Tonleiter und klingt auch so.
Halbtonschritte aufwärts:2-3, 7-8 // Halbtonschritte abwärts: 6-5, 3-2

Klangfarbe und Verwendung von Moll-Tonarten

Mit Moll verbinden wir eher traurige Musik, was aber nicht unbedingt sein muss. In den östlichen Ländern wie z.B. Ungarn, Rumänien, Russland, etc. basiert die bodenständige Volksmusik häufig auf Moll-Tonarten und diese ist keineswegs traurig, denke man nur an schwungvolle “Zigeunertänze”.

In unserer alpenländischen Volksmusik überwiegen sicherlich die Dur-Tonarten, wobei es häufig vorkommt, dass in diesen Liedern oder Stückln trotzdem kurze Passagen oder einzelne Akkorde in Moll sind. Hast du auf deiner Harmonika das Moll-System eingebaut, kannst du diese Passagen auf der Melodie- und Bassseite original, also so wie man es vom Hören her kennt, nachspielen.

Moll in der Michlbauer-Methode

Schon ab der Michlbauer Methode Band 2 und den Vortragsstücken zu Band 2 wirst du mit Moll vertraut gemacht. Einfache Erklärungen, passende Übungen und schöne Stücke helfen dir zu verstehen, welche Vorteile dir das Moll-System auf der Harmonika bringen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, oder gerne Stücke in Moll lernen möchtest, dann empfehle ich dir diese Kapitel in der Methode Band 2 und 3 zu erarbeiten.

Das Michlbauer Moll-System

Grundsätzlich wurde die Steirische erfunden und so gebaut, dass jedermann ohne irgendwelche Vorkenntnisse schnell und einfach alpenländische Volksmusik spielen kann. Daher argumentieren Vertreter des Dur-Systems, dass Moll-Akkorde nicht unbedingt notwendig seien und alles nur komplizierter machen. Tatsächlich lässt sich das Dur-System auf einfacher spielen, weil die wichtigsten Harmonien auf Zug und Druck zur Verfügung stehen. Allerdings verzichtet man auf viele wunderschöne Melodien mit Moll-Harmonien.
Es gibt aber auch das andere Extrem, also Spieler, die am liebsten drei, vier oder noch mehr Mollakkorde und Basstöne hätten, damit möglichst alles auf der Steirischen spielbar wird.
Das stellt aber wiederum die Grundidee der Einfachheit auf der Steirischen in Frage.
Deshalb gehen wir von Michlbauer den goldenen Mittelweg. Das System ist einfach und auch für Hobbyspieler überschaubar, und man kann so viel mehr und vielfältiger spielen als ohne Mollakkorde.

Um den Harmonikaspieler auf den ersten Blick zu vermitteln, ob dieses Stück mit seinem Instrument spielbar ist, haben wir neue “Spielbarkeits-Symbole” entwickelt. Die unterhalb der Abkürzung (z.B. 3R) gesetzte Markierung (Pfeil) beschreibt die benötigte Ausstattung bzw. Bauweise des Instruments.

Bei diesem Beispiel würde das heißen, dass mindestens eine 3-reihige Harmonika mit Mollsystem erforderlich wäre. Alle Stücke die für eine 3-reihige Harmonika spielbar sind, können auch mit einem 4-reihigen Instrument gleicher Ausstattung gespielt werden.

Ist “Moll” schwierig zu spielen?

Es ist ganz klar, dass man sich in der ersten Phase des Lernens auf die “Dur-Tonarten” – Druck/Zug ohne Reihenwechsel beschränkt. Aber sobald diese gefestigt sind ist auch der Wechsel auf die Bass-Innenreihe zu den Moll-Akkorden nicht mehr allzu schwer. Hier kommt es wiederum darauf an, dass der Schwierigkeitsgrad des Liedes zum Spieler passt. In der neuen Michlbauer-Methode wird dem Spieler, wie bereits vorhin erwähnt, bereits im Band 2 das Moll-System erläutert und in ersten einfachen Spielstücken nähergebracht. Eine weitere Vertiefung erfolgt dann im Band 3.

Erste Bassübung mit Moll als Tonika - Übungsblatt als Download:

Beide Übungen kannst du auch mit dem zweiten Moll-Akkord spielen (F-fm-G-fm).
Dabei greifst du alles um zwei Tasten “tiefer” (weiter unten).
Wenn dich die Musiktheorie rund um Moll interessiert, dann kann ich dir nachfolgendes Buch sehr empfehlen: Da Capo Musikkunde Band 1, Arbeitsbuch zu Grundlagen in Musiktheorie, Instrumentenkunde und Gehörbildung.
Eine andere Möglichkeit ist der Spezialkurs “Musiktheorie für die Steirische”.

Ich wünsche dir viel Spaß mit diesem Workshop!

Dein,
Johannes Petz

Hannes Portraitbild

Empfohlene Spielliteratur:

Workshop als Download: